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Erzählung

Geschichte des Kulturzentrums, erzählt von Hrn. Gerhard Schmidt:

KulturzentrumGerhard Schmidt war Gründungsmitglied, Ehrenpräsident des Österreichischen Gehörlosenbundes, Ehrenverbandsleiter des Verbandes der Gehörlosenvereine im Lande Salzburg; in der Festschrift zum 25-jahr-Jubiläum, 18. Oktober 1997.

Viele Jahre vor dem Bau gab es in Salzburg kein „ZU HAUSE“ für Gehörlose.

Gehörlosenversammlungen fanden in verschiedenen Gasthäusern statt. Der Obmann musste für die Vereinsarbeit seine Wohnung zur Verfügung stellen. Viele Gehörlose, die Rat oder Sozialhilfe brauchten oder Probleme hatten, gingen zu ihm und ließen sich beraten. Die letzte Zeit vor dem Bau gab es einen Raum in einem Gasthaus, der als „BÜRO“ bezeichnet wurde und wo Frau Rosemarie Davidek als Sekretärin arbeitete. Dabei gab es viele Gehörlose drinnen und es war eine schlechte Raumluft. Diese beengten Raumverhältnisse führten überdies zu vielen Störungen. Damals sagte ich, so geht es nicht weiter! Wir brauchen ein Gehörlosenhaus! Aber wie? Wir hatten kein Geld dafür! Wir (Herr Galler als Verbandskassier und ich) mussten zu Landeshauptmann Dr. Klaus, zum Landesrat Weißkind, zum Bürgermeister der Stadt Salzburg sowie zu Stadträten gehen und bitten um Rat und Hilfe wie wir das ganze machen sollen. Man fragte uns, wieviel Geld wir haben? Ein Beamter sagte, wir sollen Geldsammlungen machen. So war es am Anfang! Es gab über 40 Gehörlose Sammler. Es war nicht einfach Geld zu sammeln. Die Sammler hatten Hemmungen, um Geld zu bitten. Trotzdem waren alle Sammler brav und fleißig. Viele brachten das Geld und die Geldkasse wuchs immer weiter… Hunderttausende weiter. Wir brachten jedes Jahr die Bilanz zur Landesregierung und Stadtgemeinde. Sie haben endlich gemerkt, dass die Gehörlosen ein festes Interesse an einem Gehörlosenhaus haben und auch durchhalten. Endlich fragte uns Frau Stadträtin Weiser: Welche Wünsche haben wir? Natürlich hat unsere Sekretärin Rosel Davidek viel geholfen, auch als Gebärdendolmetscherin. Als wir den ersten kostenlosen Bauentwurf bekamen, haben wir diesen mit viel Freude unseren Mitgliedern gezeigt. Es wurde also ernst gemacht. Vorher wollten einige Gehörlose es gar nicht glauben. Frau Rosel Davidek hat zu ihrem Mann Ing. Leopold Davidek, als er in Pension ging, gesagt: Jetzt hast du ja Zeit im Gehörlosenverband mitzuarbeiten und zu helfen.

Es waren 4 Baumitgründer und zwar: Herr Ing. Davidek, Frau Rosel Davidek, Herr Raimund Galler und Herr Gerhard Schmidt.

Dann ging es los, das Haus zu bauen:
Es begann mit der Spatenstichfeier. Einige hohe Beamte der Landesregierung und der Stadtgemeinde nahmen diese vor. Ing. Davidek hat die Bauleitung übernommen und überwachte die Bautätigkeit. Dabei hatte Ing. Davidek eine neue Idee im Kopf. Er vergrößerte das Haus um 2 Stockwerke, dadurch kamen Zimmer für Lehrlinge, Schulungsräume, um die Lehrlinge im Fach Theorie auszubilden usw. dazu.

Nach 2 Jahren wurde das Haus vollendet.

Am 5.Mai 1972 war ein großer Tag für die Salzburger Gehörlosen: Bundespräsident Jonas, Landeshauptmann Dr. Lechner, Landesrat Weißkind, Stadträtin Weiser und viele hohe Gäste aus Land und Gemeinde sowie gehörlose Festgäste aus Bayern und aus Stuttgart waren anwesend. Es war ein großer Jubel, als Präsident Jonas das Band durchschnitten und damit das Gehörlosenzentrum offiziell eröffnet hat.

Dann begann die Arbeit im Gehörlosenzentrum. Herr Raimund Galler wurde zum Finanzreferenten und zugleich zum Geschäftsführer bestellt. Herr Ing. Davidek fungierte als Verwalter und als Leiter für die gehörlosen Lehrlinge. Frau Erika König übernahm mit ihrem Mann die Hausmeisterstelle. So ging es weiter. Leider hat es mit den Lehrlingen nach 3-4 Jahren nicht mehr geklappt, es gab verschiedene Probleme (zu wenige Anmeldungen usw.).

Später mußten wir die Zimmer in 2 Stockwerken vermieten, damit wir die Schulden, die auf dem Gehörlosenhaus lasteten, bezahlen konnten. Zuerst an Fremde, später dann an junge Schwestern vom Landeskrankenhaus. Zuletzt vermieteten wir diese Zimmer an das Altersheim, bis heute. Es war eine schwere Zeit, hatten finanzielle Probleme. Wir kämpften immer wieder ums Überleben.

Landesregierung und Stadtgemeinde haben uns nie im Stich gelassen, sondern haben uns oft Geldunterstützungen gegeben. Auch unsere Haussammler haben uns viel geholfen.
Besonders unsere Erika König hat unglaublich viel beigetragen und auch viel geopfert für uns und das Haus. Sie hat das Haus genau und sorglich gepflegt und das Haus in Ordnung gehalten.

Herr Ing. Davidek hat auch sehr viel für das Haus getan, er war außerdem auch Fürsorgebeirat für die Gehörlosen. Ebenso Frau Rosel Davidek, beide haben viel gekämpft für das Wohl der Gehörlosen.

Auch mein ehemaliger Mitarbeiter, Herr Raimund Galler hat als Finanzreferent die Buchhaltungsarbeiten genau, sauber und gewissenhaft geführt. Ich bin mit seiner Leistung sehr zufrieden! Er hat viel Zeit geopfert, obwohl er eine Familie mit 3 Kindern hat. Hut ab!

Nun gab es auch viele Aufregungen und Sorgen. Wasser im Keller und in den Kegelbahnen. Das Wasser mußte abgepumpt werden. Der Dachboden war beschädigt, immer gab es hier und da etwas zu reparieren. Auch im Heizungsraum wurden neue Wasserhähne installiert. Frau König bewacht genau alles innen und außen, hört jedes verdächtige Geräusch, z.B. Rohrbruch im Baderaum, sie hat alles in Ordnung gebracht. Noch etwas hat Frau König für uns getan, sie macht auch Telefondienst und Sozialhilfe für Gehörlose.

Abschließend möchte ich mich bedanken, vor allem bei der Landesregierung, der Stadtgemeinde, allen Gehörlosen, die bei den Haussammlungen geholfen haben, sowie auch allen Mitarbeitern, die mit uns gearbeitet haben. Ich wünsche dem Gehörlosenzentrum, daß es in der Zukunft mit viel Erfolg weitergeführt wird.

Gerhard Schmidt